MORITZ SCHLEIME
THE VIRGIN SUICIDES
17. September–15. Oktober 2016
Eröffnung: 16. September 2016, 18–21 Uhr
Moritz Schleime malt unsere Welt als Universum der Gegensätze, bei dem Schrilles und Lautes stets hautnah an Subtil-Emotionalem, an zarter Freude und tiefem Schmerz ist. Aufrührerische Sprengkraft, Gesellschaftskritik und traumartige Absurditäten sind in seinen Bildern ebenso zu finden wie Romantik, Hoffnung, rauschhafte Zustände, selbstzerstörerische Aggressionen oder abgrundtiefe Ernüchterung - oft gepaart mit einer großen Menge schwarzen Humors.
Seine neuesten Werke präsentiert der Künstler unter dem Titel „The Virgin Suicides“. Ignoranz, Gefühlskälte, Perspektivlosigkeit und Tristesse werden nicht nur den Protagonistinnen des gleichnamigen Romans von Jeffrey Eugenides zum Verhängnis – es sind auch seit jeher diejenigen Abgründe, in welche die Figuren in Moritz Schleimes Gemälden blicken. Genau hier, mit dem Fehlen wechselseitiger Verantwortung und des Verständnisses füreinander, offenbart sich wohl die Anfälligkeit unseres sozialen Gefüges. So scheinen denn auch bei Moritz Schleime die Suche nach dem Sinn und die Mittel der Verdrängung in Personalunion nebeneinander auf einem Autodach zu liegen und in idyllischer Umgebung von expressiver Farbigkeit auszunüchtern. „Hangover, best friend“. Wie laut kann ein menschenleerer Strand sein?
Auflehnung, Übermut und Anti-Kultur haben Moritz Schleimes Figuren also auch jetzt nicht vollends abgelegt, doch zu solchen gesellen sich nun jene mit Krawatte, Pfeife und Hut. Biederkeit, Damenhaftigkeit und Business-Chic begegnen dem Betrachter ebenso wie der große Hollywood-Auftritt und das landschaftliche Idyll. Sie führen ihn mitunter in eine maskenhaft-schillernde Welt des Erwachsenseins inmitten von Geborgenheit, Aussteigertum, glanzvoller Individualität, Verlorenheit und melancholischer Einsamkeit. Mondäne Wohnzimmer mit Designer-Möbeln, romantische Begegnungen auf Waldlichtungen und geheimnisvolle Porträts bleiben dabei stets ambivalent und lassen unseren Gedanken freien Lauf. Changierend zwischen Zivilisation und Wildnis, Zartheit und Rauheit, Lebhaftem und Morbidem überlassen sie es dem Betrachter, sich mitsamt seiner Weltsicht zu positionieren.
Moritz Schleime bedient sich der Bildsprache verschiedener Epochen der Kunstgeschichte und schafft daraus eine eigene Form, in der Surrealismus, Expressionismus, Dada und Realismus gleichermaßen ihren Platz finden. Ganz nah an der aktuellen Gegenwart vermittelt er bereits eine Ahnung davon, wie das ambivalente Gefühl unserer Zeit später einzuordnen sein könnte: Ein Chronist des Chronisch-Labilen.