Nach mehreren bereits außerordentlich erfolgreichen Präsentationen in den letzten Jahren zeigt Jarmuschek + Partner Michael Merkels neueste Werkreihe Sacri Monti in einer ersten Einzelausstellung in der Galerie.
Seit jeher sind Berge Orte der Projektion, Emotionalität und intensivsten Erfahrung.
Urtümlich und erhaben ragen sie in unseren Landschaften auf und stehen seitdem für unser Streben, unsere Angst, für Überwindung, Triumph und Scheitern ebenso wie für Schutz und Gefahr. Als Sitze von Göttern, Plätze spiritueller Einkehr, kultischer Verehrung oder gar von Kreuzigungen sind sie narrativ aufgeladene Stätten verschiedener Religionen und darüber hinaus Hort kultureller Schöpfungen, Orte der Souveränität und des Überblicks sowie für viele Inbegriff eines Reiseziels.
Michael Merkel hat sich den Bergen als Wanderer, Kletterer, erforschender Beobachter und nicht zuletzt als Künstler verschrieben. In seinen auratischen und zugleich zarten Porträts einzelner Gipfel und Gebirgszüge lässt sich das individuell Assoziative ebenso verorten wie das Symbolhafte und Transzendente. Mit feinen Bleistiftzeichnungen zieht er den Betrachtenden tief in die felsigen Strukturen der Berghänge und führt ihm die majestätische Größe der steinernen Riesen vor Augen. Hell erleuchtete und im Dunkeln bleibende Partien wechseln sich ab und formen detailreich und ausdrucksstark einen erhabenen Moment der Naturerfahrung, Stille und Kontemplation. Die sichtbare haptische Qualität des von Michael Merkel bewusst gewählten, vergilbenden Papiers ausrangierter Bücher betont dabei das Fragile und Detaillierte im Kontrast zum monumentalen Sujet und spielt unterschwellig auf die einstige Funktion des Materials als Instrument der Wissensbewahrung, der Erzählung, Vermittlung und Erinnerung an. Schon möchte man das Medium Buch gedanklich wie geschichtlich kaum noch von der kulturprägenden Wirkung der Berge trennen, ergänzt es sich im Werk - und darüber hinaus - doch so perfekt.
Undurchdringbar einerseits und atmosphärisch glänzend andererseits evoziert die auf dem Papier applizierte Goldfolie in Michael Merkels Collagen schließlich endgültig ein Gefühl des Überirdischen und Bedeutungsvollen. Ob als symbolträchtige und zugleich verspielte Goldlinie, die eine Bergsilhouette andeutet oder als sakral anmutender, flächiger Himmel – immer kann der Betrachtende darin Überwältigung und eine gewisse Mystik verspüren.
Klug, hintergründig anspielungsreich und astethisch höchst anspruchsvoll findet Michael Merkel einen starken künstlerischen Zugang zu einem uralten Phänomen, das bisher vom digitalen Zeitalter genauso unberührt scheint wie es vielleicht einige der dargestellten Gipfel heute noch sind. Ohne überflüssiges Pathos oder romantisierende Schnörkel konfrontiert er uns mit der Faszination des Menschen angesichts der Einsamkeit in einer majestätisch anmutenden Natur, mit seinen Sehnsüchten und seiner immer währenden Sinnsuche.