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MORITZ SCHLEIME

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MORITZ SCHLEIME
PAINTERS CORNER

14. September–2. November 2019
Eröffnung: 13. September 2019, 18–21 Uhr

TETRIS, 2019, Öl auf Leinwand, 270 x 175 cm

 

Der Künstler blickt aus seiner Ecke hervor, er steht auf seiner vertrauten Position und versteht die Welt aus dem Fenster seiner Perspektive. Von diesem Punkt aus ist alles doppelgesichtig, es gibt keine einseitigen Wahrheiten: Jede Aussage trifft auf ihr Gegenteil. So stoßen in Moritz Schleimes Werken die lähmende Resignation eines Vereinsamten auf die überschleunigte Lautstärke bunter Massen, eine triste Farblosigkeit auf ausgelassene Festlichkeit, posthumane Monsterkreaturen auf menschliche Emotionen.

Auch die Form seiner Ausdrucksweise ist eng an dieses System der Ambivalenz gebunden: Sein Stil lässt sich weder dem Expressionismus noch dem Surrealismus zuordnen, auch nicht Dada oder dem Realismus. Vielmehr spielt Schleimes individuelle Bildsprache nach ihren eigenen Regeln, ihre einzige Konstante ist die Verwandlung in ihrer Labilität und jugendlichen Unsicherheit.

Die permanente Bewegung und Dynamik lassen uns in seinen Werken Räume durchschreiten und diese im Prozess des Wandels wahrnehmen: Vor uns klafft die provokative, unpersönliche Distanz zwischen den identitätssuchenden Protagonisten. Wir betrachten den scheinbaren Widerspruch zwischen Zivilisation und Wildnis, zwischen Kultur und Natur. Die Spannungsfelder von Raum und Zeit zwischen Leben und Vergehen, rauschhafter Ekstase und Degeneration, Geburt und Zerstörung schieben sich übereinander.

Schleimes rebellische Respektlosigkeit gegenüber tradierten Stilen und eingebürgerten Kategorien zeigt sich in seiner Unterwanderung der massenbegeisternden, amerikanisch-westlichen Popkultur. Ikonen wie Michael Jackson sind Sinnbilder für eine überstimulierte, maskierte und ängstliche Generation in ihrer assimilierten und nie enden wollenden Adoleszenz. Eine giftige Vermengung des ungeschützten Innenraums der von Medien durchtränkten Privatsphäre und der persönlichen Präsentation im sozialen Umfeld, dem gesellschaftlichen Außenraum.

Seine Kunst ist nicht gefällig. Sie ist aufmerksamkeitsheischend, aufrüttelnd, aggressiv. Sie kann vieles, nur eines nicht: den Betrachter in seiner Ecke unberührt lassen.